Lesen Sie hier den Erfahrungsbericht des Prüftechnikers Markus Fehlauer:
Morgens nach dem Frühstück verabschiede ich mich von meiner Frau und steige in mein Auto ein. Sollte mein Kunde nicht mehr als 100 km von mir zuhause entfernt sein, fahre ich von meinem Zuhause aus zu ihm. Ansonsten buche ich ein Hotel. Um vor Ort nicht gleich gestresst und abgehetzt meinem Kunden zu begegnen, fahre ich grundsätzlich so los, dass ich immer 15 Minuten vor Beginn meiner eigenen Arbeitszeit meinen Zielort erreiche. Dadurch habe ich noch genug Zeit, um einen passenden Parkplatz zu finden und mich auf den Kunden vorzubereiten. Meine Werkzeugtasche für die bevorstehende DGUV V3 Prüfung packe ich am Abend zuvor anhand des Auftrags individuell mit den erforderlichen Werkzeugen, Messgeräten und Arbeitsutensilien wie Prüfplaketten für Elektro-Prüfungen etc.
Wenn ich einen Parkplatz gefunden habe, meine Sicherheitsschuhe angezogen und meine Ausrüstung am Mann habe, melde ich mich bei dem jeweiligen Pförtner des Unternehmens oder wenn möglich, direkt bei unserem Ansprechpartner an. Ich bespreche mit ihm den Arbeitsablauf, besondere Gegebenheiten und Sicherheitsvorkehrungen schon im Vorfeld, um möglichen Problemen oder Missverständnissen von Vornherein vorzubeugen. Im Anschluss verschaffe ich mir gemeinsam mit meinem Ansprechpartner einen Überblick über die zu prüfende ortsveränderlichen bzw. ortsfesten Betriebsmittel und elektrischen Anlagen. Wir besichtigen gemeinsam alle Räume und treffen alle nötigen Absprachen, damit ich meine Arbeit einwandfrei und zur vollsten Zufriedenheit des Kunden erledigen kann. Dabei entsteht auch schon mal ein interessantes Gespräch und man lernt viele nette, aber auch interessante Menschen kennen.
Bevor ich mit nun endlich dem Messen anfangen kann, muss ich noch einige Kleinigkeiten erledigen, um später reibungsloser arbeiten zu können. Zuerst bereite ich die Prüfplaketten, welche später auf das geprüfte Gerät geklebt werden, entsprechend der jeweiligen Prüffristen vor. Danach gebe ich meine mir zuvor in den Gespräch mit meinem Ansprechpartner ausgearbeitet Prüfstruktur in mein Messgerät ein. So spare ich während der späteren Prüfung viel Zeit und Arbeitsaufwand.
Nachdem ich nun also alles Vorbereitet habe und mit meinem Ansprechpartner alle notwendigen und zu beachtenden Besonderheiten besprochen habe, mache ich mich endlich ans Prüfen.
Zuerst soll ich in einem Verwaltungsgebäude des Unternehmens die ortsveränderlichen elektrischen Betriebsmittel prüfen. Das heißt, alle Drucker, Wasserkocher, Tischlampen etc. Hierbei gehe ich von Raum zu Raum und stelle mich und meinen Arbeitgeber vor. Zeige dem Kunden meinen Dienstausweis und erläutere den Angestellten meinen Auftrag. Ich bitte sie höflich, Ihren Computer herunterzufahren und den Arbeitsplatz je nach Gegebenheiten für ca. 15-20 Minuten zu verlassen. Natürlich nörgelt der ein oder andere Angestellte manchmal ein wenig darüber, dass ich Ihn bei seiner Arbeit störe. Die meisten aber sind froh darüber, eine kleine Extrapause einlegen zu können. Oft schauen die Angestellten sehr interessiert zu und bieten mir einen Kaffee oder ein Glas Wasser an. Natürlich entsteht so öfters auch mal der ein oder andere Plausch. Ich erkläre hierbei immer sehr gerne was ich da eigentlich gerade an Ihren Arbeitsplätzen treibe und warum eine Prüfung elektrischer Betriebsmittel und Anlagen überhaupt gemacht werden muss. So schaffe ich es meist, die Situation aufzulockern und ein angenehmes Klima zwischen mir und den Kunden zu schaffen.
Aber zurück zu meiner eigentlichen Aufgabe, der Prüfung nach DGUV Vorschrift 3. Zuerst steht eine Sichtprüfung des Geräts an. Bei der Sichtprüfung kontrolliere ich zuerst die Leitung und dann den Prüfling selbst, nach Beschädigungen, starker Verschmutzung und dem allgemeinen Zustand. Wenn dies positiv ausfällt, beginnt die Messung, indem ich den Prüfling direkt an mein Messgerät anschließe. Es wird erst eine Einschaltkontrolle, danach eine Kurzschlusskontrolle durchgeführt und weiterhin überprüft, ob das Gerät isoliert aufgestellt worden ist. Bei Geräten der Schutzklasse 1 wird im Anschluss als aktive Messung, die Schutzleiterwiderstandsmessung durchgeführt, in dem ich mit einer Messsonde ein leitendes Gehäuseteil berühre. Die weiteren aktiven Messungen sind sowohl für elektrische Geräte der Schutzklasse 1 und der Schutzklasse 2 notwendig. Diese bestehen aus der Isolationsmessung und Messungen der Ableitströme sowie ein Funktionstest. Hat der Prüfling alle Messungen bestanden, wird eine bereits vorbereitete Prüfplakette aufgeklebt, auf dem unser Prüfunternehmen, darunter die berücksichtigte Prüfvorschrift mit der Identifikationsnummer sowie Strichcode und daneben der vorgelochte Zeitkreis mit dem nächsten Prüftermin abgedruckt sind.
Bei defekten Geräten werden die Pole der Anschlussleitung verklebt und der Zeitkreis durchgestrichen. Meist werden diese Geräte in die kundeneigene Instandhaltung gegeben oder direkt ausgetauscht. Jedes Ergebnis wird in einem Prüfprotokoll dokumentiert.
Nach mehreren Büros, vielen netten Gesprächen mit interessierten Angestellten des Kunden und glücklicherweise keinem durchgefallenem Gerät, habe ich die Prüfung von ortsveränderlichen elektrischen Betriebsmitteln abgeschlossen.
Als nächstes steht die Prüfung der ortsfesten elektrischen Anlage auf dem Plan. Hier bespreche ich mich im Vorhinein gerne erneut mit unserem Ansprechpartner, was genau zu beachten ist und ob es eventuelle Abschaltzeiten gibt, in denen eine Prüfung der ortsfesten Anlage für den Kunden einfacher vollzogen werden könnte.
Diesmal handelt es sich um eine Unterverteilung in einem Lagerhaus des Unternehmens, weitläufig auch als Sicherungskasten bekannt. Bei einer Verteilung wird ebenfalls zuerst die Sichtprüfung durchgeführt, welche allerdings durch Kontrolle des Berührungsschutzes, der Zugänglichkeit, des fachmännischen Aufbaus und der beiliegenden Dokumentation erweitert wird.
Um diese Verteilung korrekt prüfen zu können, erstelle ich zuerst eine Prüfstruktur, anhand der Bauteile und der Dokumentation. Hierbei beginne ich mit der Messung der Zuleitung danach folgt eine Schaltschrankmessung. Nachdem diese beiden Messungen erfolgreich waren, fahre ich mit der Messungen der Betriebsspannung mit Drehfeld, Schleifenimpedanz mit Kurzschlussstrom gegen jede Phase, sofern kein RCD vorgeschaltet. Sollte dies der Fall sein, messe ich die Netzinnenimpedanz und die Berührungsspannung. Zu guter Letzt folgen die RCD Messungen, die Messungen des Auslösestrom an allen Phasen, der Auslösezeit, eine Schutzleitermessung und die Isolationsmessung.
Sind die Zuleitungs- und Schaltschrankmessungen erfolgreich geglückt, so müssen nun auch die Steckdosen, Lampen/Leuchten sowie die ortsfesten elektrischen Geräte gemessen werden.
Meistens beginne ich mit den Steckdosen. Hier messe ich die Schleifenimpedanz, falls kein RCD vorgeschaltet ist. Ist er es doch, so messe ich wieder die Netzinnenimpedanz und die Berührungsspannung. Habe ich alle Steckdosen ordnungsgemäß geprüft, beginne ich mit den Lampen und Leuchten. Hier wird für die Messung des Schutzleiterwiderstandes von der Unterverteilung aus bis zu deren Gehäuse gemessen.
Wenn auch die Lampen und Leuchten alle in einem tadellosen Zustand sind, mache ich mit den ortsfesten Geräten weiter. Dies sind im Wesentlichen all jene Geräte, welche man nur schwer oder gar nicht alleine „wegtragen kann“.
Ich gehe also wie folgt vor:
Ich messe die Betriebsspannung mit Drehfeld, die Schleifenimpedanz mit Kurzschlussstrom an allen Phasen, den Spannungsfall mit einem Offset von der Hauptverteilung und den Schutzleiterwiderstand.
Auch die ortsfesten Geräte waren in einem einwandfreien Zustand. Jetzt habe ich aber noch lange nicht Feierabend.
Bevor ich in meinem lang ersehnten Feierabend gehe, muss ich zuerst die bei den verschiedenen Prüfungen gewonnenen Daten über die elektrischen Betriebsmittel und Anlagen aufarbeiten, und für unsere Jungs von der Dokumentation im BackOffice in eine verwertbare Form bringen. Dafür erstelle ich die Protokolle und den Tagesreport meiner erbrachten Leistungen und lade diesen auf den Server unseres Unternehmens hoch.
Natürlich will unser Kunde ebenfalls wissen wie die Prüfungen der elektrischen Geräte und Anlagen auf seinem Gelände verlaufen sind. Aus diesem Grund treffe ich mich nach vollbrachter Arbeit mit meinem Ansprechpartner für eine Nachbesprechung des Auftrags. Passend hierzu erstelle ich zum Projekt einen Abschlussbericht. Gerne spreche ich bei dieser Gelegenheit auch mögliche nächste Prüftermine an, um auf noch ungeprüfte Geräte oder Anlagen des Kunden aufmerksam zu machen.
Mein Arbeitstag neigt sich nun langsam dem Ende entgegen. Ich verabschiede mich von meinem Ansprechpartner und schlendere zu meinem Wagen zurück.
Heute habe ich eine ganze Menge geschafft, denke ich mir, ich habe viele nette und Interessante Menschen getroffen und nicht zuletzt, auch neue Erfahrungen gesammelt. Ich lege meine Ausrüstung ab und setze mich erschöpft aber dennoch zufrieden in mein Auto. Jetzt freue ich mich nach einem langen Arbeitstag auf einen erholsamen und gemütlichen Feierabend, zusammen mit meiner Frau.
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